Auf einem russischen Landgut kurz vor der Jahrhundertwende. Die Familie Ranjewski ist stolz auf ihren stattlichen Besitz, gekrönt vom prächtigen Herrenhaus, den ein wunderschöner Kirschgarten umgibt. Jetzt eben blühen die Bäume wieder. Dass die Kirschplantage keinen Ertrag mehr abwirft, scheint keinen zu kümmern. Doch Anja, die Tochter der Gutsbesitzerin, hat ihre Mutter aus Paris zurückgeholt, weil sie nicht mehr weiter weiß. Die Ranjewskaja war vor Jahren mit ihrem Geliebten nach Frankreich geflohen, nachdem ihr kleiner Sohn im Fluss nebenan ertrunken war. Nun kommt sie an den Ort ihrer Kindheit und Jugend zurück und findet die alte Idylle lebensgefährlich bedroht: Die Schulden, die auf dem Anwesen liegen, sind erdrückend; um sie loszuwerden muss die Familie das Gut wohl aufgeben und versteigern lassen. Der Unternehmer Lopachin, dessen Vater noch Leibeigener war, macht der Familie den Vorschlag, den Kirschgarten – Symbol für Schönheit und Refugium – abzuholzen und auf dem Gelände Sommerhäuser zu bauen. Mit den Mieteinnahmen könnte die Pleite im letzten Moment noch abgewendet werden. Doch die Familie will davon nichts wissen. Sehenden Auges steuern sie ins Verderben, feiern ein Fest während Lopachin bei der Versteigerung des Gutes den Zuschlag erhält. Danach verlassen alle das Haus. Nur der alte Diener Firs, übrig geblieben aus der alten Zeit und von allen vergessen, bleibt allein zurück.
„Es ist kein Drama geworden, sondern eine Komödie, stellenweise sogar eine Farce“. So beschrieb Anton Tschechow selbst sein letztes Werk, das bis heute zu den Meistgespielten des großen russischen Dichters gehört. „Der Kirschgarten“ erzählt eine melancholische Untergangsgeschichte, beschreibt mit heiterer Ironie eine Gesellschaft im Übergang, eine brüchig gewordene Welt, in der alles verlorengeht, was doch so selbstverständlich schien.
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