Professor Gollwitz ist ein renommierter Mann in der Stadt: Ehefrau, zwei erwachsene Töchter, von denen eine mit einem Arzt verheiratet ist, eine respektable Tätigkeit als Lehrkraft und natürlich ein Dienstmädchen – das als einzige sein dunkles Geheimnis teilt. Nein, es handelt sich nicht um eine verhängnisvolle Affäre, wie man spontan vermuten könnte. Die Jugendsünde des Professors ist ganz anderer Natur: Während seiner Studienzeit hat er eine Römertragödie verfasst und sie in einem schwachen Moment dem Dienstmädchen vorgelesen. So weit, so harmlos. Als aber eines Tages Emanuel Striese, seines Zeichens Direktor einer Wanderbühne, dem Professor seine Aufwartung macht, um ihn – wie alle bedeutenden Persönlichkeiten der Stadt – zu einer Vorstellung einzuladen, kann Gollwitz der Versuchung nicht widerstehen, ihm von seinem literarischen Frühwerk zu erzählen. Strieses Begeisterung ist eigentlich schon durch den Titel geweckt und kennt nach der flüchtigen Lektüre des Werkes keine Grenzen mehr. Er ist entschlossen, den „Raub der Sabinerinnen“ im Schützenhaus, wo er mit seiner Truppe gastiert, als Eröffnungspremiere herauszubringen; (wobei es ihn nicht im Geringsten anficht, dass diese Premiere bereits in einer Woche stattfinden soll.) Die letzten Zweifel des Autors zerstreut er, indem er ihm vorschlägt, ein Pseudonym zu verwenden. So könne er – im Falle eines Misserfolgs, den Striese allerdings für ausgeschlossen hält – seine Urheberschaft verheimlichen und so sein Ansehen in der Stadt unangetastet bewahren.
Aber mit dieser Geheimhaltung ist es natürlich nicht weit her, schließlich weiß auch Rosa, das Dienstmädchen, von dem spektakulären Projekt, und so ist am Abend der Premiere Gollwitz‘ gesamte Familie im Theatersaal anwesend. Bereits nach dem 1. Akt flieht der Professor gemeinsam mit seinem Schwiegersohn, als das Verhängnis seinen Lauf nimmt. Das heißt, seinen Lauf nähme – wäre da nicht die Prinzipalin der Truppe, Strieses Ehefrau, die für ein versöhnliches Ende sorgt.
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