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„[...] Mit „Liebesbrief nach Ladenschluss“ gelingt eine weitere Entdeckung, die bei der wegen Corona noch immer auf 13 Musiker*innen begrenzten Orchesterstärke gut funktioniert. Es ist symptomatisch, dass die Keyboard-Läufe zu Beginn im akustischen Ungefähr zwischen Akkordeon und Zymbal bleiben. Der Abend gerät auch durch die Erzgebirgische Philharmonie Aue zum Tummelplatz intelligenter Unterhaltung – zusammengehalten von einem agilen und spielhungrigen Ensemble. Am Pult sorgt Dieter Klug für eine umsichtige wie inspirationsfreudige Kolorit-Palette und kostet die bei Bock durchaus vorhandenen, in der Ronacher-Instrumentation vielleicht sogar noch deutlicheren Hungarismen aus.[...]” „[...] Anna Bineta Diouf spielt eine gewisse Ilona Ritter und Vollblut-Person, die Abfuhren mit Liebenswürdigkeit herauswuchtet. Madelaine Vogt als Amalia Balash zelebriert gleich drei Epochen idealer Fraulichkeit, tut das vormodern und modern, charismatisch und selbstbewusst. Ihr hoher Sopran segelt indes zu neuen Partien-Ufern, die verstärkt im Musical liegen könnten.[...]” „[...] Maurice Daniel Ernst (Arpad), Richard Glöckner (Kodaly) und Nick Körber (Glöckner) sind alle drei wendig, dünn und großäugig. Prototypisch stehen sie für ein emotionales Darben, welches die Soziologie eher für ein Phänomen der Gegenwart als des mittleren 20. Jahrhunderts definiert. Viel Lamé, Schlaghosen mit gigantischem Fußsaum und Accessoires liebäugeln ins Epizentrum der Audrey-Hepburn-Ära und die drei jungen Herren liebäugeln kräftig mit. Sie zeigen, wie man in Zukunft klug und zeitgerecht mit derlei Balz- und Bagger-Repertoire umgehen darf. Jason-Nandor Tomory (Ladislav Sipos) und László Varga (Herr Maraczek) geben Boulevard-Recken, die den früheren Schrot und Korn wegpacken.[...]” Neue Musikzeitung (NMZ.de) | Roland H. Dippel | 08.04.2022
„[...] Maurice Daniel Ernst ist der pfiffige Bote Arpad, der am Ende zwar nicht wie gewünscht sein Fahrrad gegen ein Motorrad eintauschen kann, aber immerhin zum Verkäufer aufsteigt. László Varga leidet als liebenswerter Inhaber der Parfümerie zwar stark an Minderwertigkeitskomplexen, findet am Ende aber doch noch eine überraschende Lösung für sich und sein Geschäft. Richard Glöckner versprüht als Frauenschwarm Stephan Kodaly viel Charme und behält selbst nach seinem Rausschmiss noch sein süffisantes Lächeln. Anna Bineta Diouf erliegt zwar als Ilona Ritter zunächst seinen falschen Reizen, erkennt aber auf durchaus sympathische Weise ihre Fehler und findet schließlich ihren Angebeteten. Und Jason-Nandor Tomory überzeugt als treuer Angestellter Ladislav Sipos, der sich zwar schlagfertig gibt, aber letzten Endes doch nur ein heimlich verliebter Feigling ist [...]” Freie Presse | Antje Flath | 05.04.2022
„[...] Nicht nur die beiden Protagonisten, auch die anderen Figuren werden mit einfühlsamer Sympathie gezeichnet. Gesungen wird durchweg gut, das Orchester begleitet unter der Leitung des 1. Kapellmeisters Dieter Klug aufmerksam. Freilich wirkt Nick Körber als Georg, der in der mitreissendsten Nummer, dem Titelsong „Sie liebt mich“ brilliert, etwas zu jung für die Rolle, dass er schon seit fünfzehn Jahren erster Verkäufer bei Maraczek ist, kann man sich schwer vorstellen. Das eher dunkle Timbre von Madelaine Vogts Sopran passt gut zu den etwas sentimentalen Nummern Amalias. Jason-Nandor Tomory als Sipos hat im ersten Teil ein virtuoses Solo, bleibt sonst aber etwas blass, die Unbeholfenheit des Pechvogels ließe sich komödiantischer ausspielen. Auch Maurice Daniel Ernst (Arpad) hat ein dankbares Solo, in dem er Maraczek vorführt, wie gut er mit Kundinnen umgehen kann. Dass er zu alt für seine Rolle wirkt, ist wohl unvermeidlich: Der Botenjunge, der zum Verkäufer befördert wird, dürfte kaum älter als siebzehn Jahre sein, hier ist er etwa so alt wie Georg. László Varga als Maraczek kann ebenfalls in einer der Zugnummern der Partitur sein Können zeigen.[...]” Prof. Albert Gier | 08.04.2022
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